Eine Burg für alle: Castel Pergine ist im Kollektivbesitz

Eine Burg für alle: Castel Pergine ist einziges Schlosshotel im Trentino und im Kollektivbesitz – Direktorin mit deutsch-österreichischen Wurzeln

Schon von Weitem ist sein Anblick eine Wucht: Drei Türme samt Schutzwall, ein imposantes Hauptgebäude sowie ein Nebenhaus, an dem sich grünes Weinlaub rankt: Das malerische Castel Pergine inmitten einer ursprünglichen Naturlandschaft in Valsugana ist nicht nur das einzige Schlosshotel im Trentino, sondern auch das erste historische Gebäude im Kollektivbesitz. Insgesamt gibt es in der Region rund 200 Schlösser. Das Castel Pergine selbst wird von der Trentinerin Cristina Eberle, die deutsch-österreichische Wurzeln hat, geleitet.

„Ich habe eine deutsche Mama und einen österreichischen Papa und stamme aus dem Valsugana, wo sich die kleinste deutsche Sprachinsel der norditalienischen Region befindet“, erläutert Cristina, die mit viel Innbrunst und in perfektem Deutsch von ihrer Heimat erzählt. Die deutsche Gemeinschaft lebt im Fersental, wo ein Dialekt mit südbayrischem Tonfall heimisch ist. Eine Verbindung zum deutschsprachigen Kulturraum existiert aber auch bei der Burg selbst. Denn die einstige römische Ansiedlung und spätere mittelalterliche Festung war im 15. Jahrhundert auch schon im Besitz des Tiroler Fürsten Maximilian I.

Um 1900 übernahm eine deutsche Gesellschaft das Schloss und verwandelte das Gebäude in ein Hotel mit Restaurant. „Unser Castello wird seit über 100 Jahren als Hotel genutzt und war schon immer ein Ort mit besonderer Anziehungskraft“, sagt Cristina. Sie führt weiter aus: „Unsere Gäste schlafen hier sehr gut und fühlen sich im alten Mauerwerk unglaublich wohl. Sie schwärmen von der einmaligen Atmosphäre des Schlosses. Es ist ein wahnsinnig energievoller Ort.“

Diese kraftvolle Energie nutzten auch Philosophen und Theosophen, die sich in den 30er Jahren hier trafen und austauschten. Aus dieser Zeit stammt auch die Geschichte der Amerikanerin Anne Haldermann. Bevor sie überhaupt von Castel Pergine gehört hatte, hatte sie es in ihren Träumen gesehen. So begab sie sich auf die Suche, fand im Trentino im wahrsten Sinne des Wortes ihr Traumschloss und gründete hier eine philosophische Gruppe.

Auch Jiddu Krishnamurti, den berühmten Philosophen indischer Abstammung, lud sie in das Castel ein. „Krishnamurti hat zwei Mal in unserem quadratischen Turm gewohnt, meditiert und die esoterische Stimmung der Burg für seine spirituelle Entwicklung genossen“, erzählt Cristina. Bis heute umgibt das Castel Pergine eine besondere Aura, die wohl auch Tiere spüren. Auf dem Gelände leben mehrere Katzen, Turmfalken, Waldkäuze und Füchse. Und auch Künstler haben diesen magischen Ort für sich entdeckt. Jedes Jahr präsentieren hier Maler oder Bildhauer ihre Werke. Derzeit stellt der Deutsche Andreas Kuhnlein noch bis 5. November seine Werke aus.

Bis November ist das Castel Pergine auch für Gäste zugänglich. „Das ist eine alte Dame, die sich während der Wintermonate ausruhen muss“, meint Cristina und lacht. Von April bis November ist das Haus jedoch jedem Besucher zugänglich. Neben einer kleinen Präsentation, die sich mit der Geschichte der Burg beschäftigt und der jährlichen Kunstausstellung, können sie im Schloss auch übernachten. 17 Zimmer und 3 Tower-Suiten stehen ihnen hierfür zur Verfügung. Sie sind unterschiedlich gestaltet und die meisten von ihnen haben sich den Burgcharakter bewahrt, Holzhimmelbett, Wandmalereien und historische Möbel inklusive. Gegessen wird in historischen Sälen im Herrenhaus, wo junge, kreative Köche ins Restaurant „Semola Fina al Castello“ auftischen.

„Das Castello lebt, es ist nicht nur ein Museum, sondern ein vitaler Ort voller Magie“, schwärmt Cristina. Gäste können hier abschalten, in eine andere Zeit und Welt eintauchen ohne W-Lan und Hektik. Im Schloss Pergine genießen sie das Miteinander und entdecken wieder die Langsamkeit. „Es ist ein Ort der Begegnung, ein Schloss für alle.“ Dies war auch der Grund, warum es der Region so wichtig war, diesen Gemeinschaftscharakter zu bewahren. Nach mehreren Jahren im privaten Besitz, ging das Castello 2019 an die Non-Profit-Stiftung Castelpergine über.

Diese wurde von den Bewohnern des Tals gegründet, man spendete Geld, sammelte es von Gästen und diversen Institutionen und schaffte es, die erforderliche Summe von 3 Millionen zusammenzubringen. „Castel Pergine gehört uns allen. Das ist in Italien wirklich einmalig“, so Cristina. Sie sei selbst mit der Burg aufgewachsen, habe durch ihre langjährige Arbeit beim regionalen Fremdenverkehrsamt oft Gruppen zum Schloss geführt und freut sich umso mehr, nun die Leitung dieses historischen Denkmals innezuhaben. Sie ist davon überzeugt: „Innerhalb der Schlossmauern sind alle glücklich“.

Bild ©Cristina Eberle

Quelle c/o Global Communication Experts GmbH- Rainer Fornauf ǀ Sieglinde Sülzenfuhs I Carla Marconi

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